Hard Science: Alarm: „Wunderminerallösung“ bedroht Leben

Wissenschaftler der Medizinischen Universität Breslau haben Natriumchlorit, in alternativen Therapien als „Wunderminerallösung“ oder „Mineral-Allheilmittel“ (Miracle Mineral Solution – MMS) bekannt , auf seine antibakterielle Wirkung und Toxizität getestet.

Die Substanz wird im Internet trotz zahlreicher Warnungen der US-amerikanischen und europäischen Arzneimittelbehörden FDA und EMA als Heilmittel angepriesen . Das sogenannte MMS soll bei der Bekämpfung vieler Krankheiten helfen, von Autismus über Krebs bis hin zu COVID-19, und sogar „die Seele reinigen“.

„MMS ist auch als mineralisches Allheilmittel bekannt, ein Handelsname für Natriumchlorit in Konzentrationen zwischen 25 % und 28 %. (…) Wenn Natriumchlorit mit Zitronen- oder Salzsäure gemischt wird, entsteht Chloroxid, das stark oxidierende Eigenschaften hat“, erklärt Dr. Ruth Dudek-Wicher, Pharm., vom Lehrstuhl für Pharmazeutische Mikrobiologie und Medizinische Parasitologie der Universität Breslau, Co-Autorin der neuesten Veröffentlichung in der Zeitschrift „Scientific Reports“.

Polnische Wissenschaftler haben MMS sowohl auf seine antibakterielle Wirkung als auch auf seine Toxizität getestet und damit handfeste wissenschaftliche Beweise dafür geliefert, dass die orale Einnahme dieser Substanz ein echtes Gesundheitsrisiko darstellen kann .

„Wir haben Natriumchlorit genauer unter die Lupe genommen, weil die Wissenschaft auf die Bedürfnisse der Gesellschaft reagieren sollte. Millionen von Menschen weltweit, auch in Polen, verwenden diese Verbindung auf eine umstrittene Weise. Deshalb haben wir gemäß der Methodik der wissenschaftlichen Forschung untersucht, ob Natriumchlorit tatsächlich so wirken kann, wie es die alternative Medizin behauptet“, erklärt Dr. Hab. n. med. Adam Junka, Professor an der Medizinischen Universität Breslau vom Workshop für einzigartige Anwendungsmodelle an der Fakultät für Pharmazie der Medizinischen Universität Breslau.

Die Studie zeigt deutlich, dass Konzentrationen des sogenannten MMS, das das Wachstum von Mikroorganismen hemmt, gleichzeitig Körperzellen zerstören und Schleimhäute schädigen. Zudem können sie zu Verätzungen führen.

Zu den Nebenwirkungen, die mit der oralen Verabreichung von Natriumchlorit in Zusammenhang stehen, zählen vor allem:

• Erbrechen,
• Durchfall,
• Dehydration,
• Hämolyse oder der Abbau roter Blutkörperchen,
• Hypotonie,
• Schädigung der Magen-Darm-Schleimhaut
• Todesfälle.

Die Autoren der Veröffentlichung betonen, dass es keine sichere Konzentration einer oral eingenommenen Lösung gibt , die auch gegen Mikroorganismen wirksam wäre. Der von der US-Umweltschutzbehörde EPA festgelegte Standardwert – 1 mg pro Liter Wasser – betrifft die Grenze der Umweltbelastung.

Es war nicht möglich, eine Natriumchlorit-Dosis zu bestimmen, die sowohl aktiv und wirksam gegen Bakterien und bakterielle Biofilme als auch gleichzeitig sicher für den menschlichen Körper ist. Mit anderen Worten, basierend auf den von uns erhaltenen Forschungsergebnissen raten wir von der oralen Einnahme von Natriumchlorit ab, warnt Prof. Junka.

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